Sternwarte gerettet: Stadt schenkt Grundstück und Geld

Die Bürgerschaft hat mit großer Mehrheit beschlossen, dass die Hansestadt den Verein unterstützt. Die Hobby-Astronomen sind indes etwas unglücklich mit dem Beschluss.

Die Lübecker Sternwarte ist gerettet. Sie erhält ein Gelände im neuen Johannes-Kepler- Quartier direkt an der Straße „Am Ährenfeld“. Die Stadt überlässt es dem Verein kostenlos. Außerdem bekommen die Sternengucker 203000 Euro von der Stadt als Zuschuss für einen Neubau der Sternwarte. Das hat die Bürgerschaft mit großer Mehrheit beschlossen. SPD, CDU, Linke, Grüne, Freie Wähler und Partei-Piraten hatten dafür die Hand gehoben. Die BfL votierte dagegen, die FDP enthielt sich der Stimme.

Der Hintergrund: Die Sternwarte sitzt in der Johannes-Kepler- Schule, die im Sommer 2015 abgerissen wird. Auf dem 5,4 Hektar großen Areal entsteht ein neues Wohngebiet. An dessen Rand ist die Sternwarte geplant. Die Kosten für den Neubau werden unterschiedlich hoch beziffert — zwischen 400000 und einer Million Euro. Deshalb muss der Verein Spenden sammeln, die Stadt will die Hobby-Astronomen darin unterstützen. „Die Sternwarte ist damit gerettet“, erklärt Harald Quirder, baupolitischer Sprecher der SPD, die den Antrag in die Bürgerschaft brachte. Quirder: „Das war immer unser Bestreben.“

Christopher Lötsch (CDU) ist dennoch unzufrieden mit dem Beschluss: „Die Stadt hat die Aufgabe, die Sternwarte zu unterstützen.“ Sie könne den ehrenamtlichen Mitgliedern des Vereins den Neubau „nicht aufdrücken“. Doch die CDU scheiterte mit einem entsprechenden Antrag in der Bürgerschaft. FDP-Fraktionschef Thomas Rathcke spricht sogar von einem „faulen Kompromiss“. Dem Verein werde das Gebäude weggenommen, weil die Stadt ein Baugebiet plant. Rathcke: „Von 203000 Euro können die Sternfreunde aber keine neue Sternwarte bauen.“ Die Stadt hätte den Neubau komplett finanzieren müssen, fordert der FDP-Politiker. BfL-Vormann Marcel Niewöhner sagt: „Es muss doch erst einmal die Finanzierungsfrage geklärt werden.“ Er wolle die Sternwarte auch erhalten, aber die Stadt könne nicht Geld ausgeben und anschließend auf Sponsoren hoffen. „Es gibt tausend Dinge in der Stadt, die nötig sind.“

Und die Sternfreunde? Sie wollen den Bürgerschaftsbeschluss in dieser Woche ausgiebig diskutieren. „Es ist gut, dass die Stadt uns behalten will“, sagt Andreas Goerigk, technischer Leiter der Sternwarte, „ein kostenloses Grundstück und ein Baukostenzuschuss — das liest sich sehr schön.“ Sorgen machen sich die Hobby-Astronomen, weil sie als kleiner Verein dann ein Grundstück übernehmen müssen. Dadurch würden Kosten auf den Verein zukommen, sagt Goerigk. Rund 100 Mitglieder sind derzeit bei den Sternfreunden organisiert. Goerigk schätzt die Neubaukosten der Sternwarte nicht so hoch ein. „Der Aufwand ist vergleichbar mit einem Einfamilienhaus“, sagt er. Der Verein hofft, dass die Possehl-Stiftung Geld dazugibt.

Die Sternwarte wurde 1957 gegründet. Früher gehörte sie zur Volkshochschule, seit 2007 betreibt der Verein sie ehrenamtlich. Kurz darauf entschied die Stadt, die Schule abzureißen und auf dem Gelände ein Baugebiet auszuweisen. Seither stehen die Hobby-Astronomen vor einer ungewissen Zukunft. Fünf Jahre lang führte der Verein Gespräche mit der Stadt.

Quelle: Lübecker Nachrichten vom 02.12.2014