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Aussicht mit Komet aus der Sternwarte Lübeck

Aussicht aus der Beobachtungskuppel: Komet C/2023 A3 Tsuchinshan-ATLAS über dem Gelände der Universität zu Lübeck. Foto: Oliver Paulien, ASL e.V.

Voller Vorfreude haben wir auf diese Aussicht aus der Kuppel gewartet: heute konnte unser ehemaliger Vorsitzender Oliver Paulien den Kometen erstmals aus unserer Sternwarte heraus ablichten.

Visuell ist der ausgeprägte Staubschweif auch vor dem aufgehellten Stadthimmel handbreit deutlich zu sehen (ca. 5-6° Ausdehnung). Der Kometenkopf erscheint heller als Alpha Serpentis. Das ist der hellste Stern im Sternbild Schlage, in den der Schweif des Kometen auf dem Bild scheinbar ausläuft. Dieser Stern hat eine Helligkeit von 2.8 mag. Der hellste Stern rechts im Bild ist Arkturus im Bärenhütermit -0.05 mag. Somit läßt sich die beobachtete Helligkeit des Kometen grob einordnen.

Aus den Beobachtungsdaten vieler weiterer Amateurastronomen hat die VdS-Fachgruppe Kometen nachfolgende Helligkeitsprognose erstellt.

TagMESZHöhe über Horizont [°]Azimut [°]geschätzte Helligkeit [mag]
15.10.202418:54172460.9
16.10.202418:52202421.1
17.10.202418:50222391.3
18.10.202418:48242361.5
Koordinaten und Helligkeitsprognose für C/2023 A3 Tsuchinshan-ATLAS vom 12.10.2024. Daten: Michael Möller, VdS -Fachgruppe Kometen, Ehrenmitglied ASL e.V.

Für morgen, den 15. Oktober, ist klarer Himmel angesagt. Alle Lübecker haben die Chance, den Kometen in den nächsten Tagen abends freiäugig oder mit einem Feldstecher zu sichten. Geeignete Standorte sind solche, die freie Sicht nach Südwesten haben. Die beste Beobachtungszeit ist gegen 20 Uhr.

Da der Komet sich nun immer weiter von der Sonne entfernt, gewinnt er von der Erde aus gesehen nach Sonnenuntergang täglich an Höhe, während der Kometenschweif nach und nach schwächer wird.

Aufsuchkarte für Komet C/2023 A3 Tsuchinshan-ATLAS. Urheber: Vereinigung der Sternenfreunde, VdS.

Falls Sie alleine kein Beobachtungsglück haben, versuchen wir es gerne zusammen am Astronomietag, kommenden Samstag, 19. Oktober, auf der Sternwarte zu Lübeck!

Magische Momente am 31.08.2024

Zum zweiundzwanzigten Mal findet sie diesen Samstag, den 31. August 2024 statt:
Die Lübecker Museumsnacht

Unter dem Motto „Magic Moments“ wird den Besuchenden von 18:00 bis 24:00 Uhr in, um und an über dreißig Museen und Galerien ein buntes Programm geboten. Die Sternwarte Lübeck ist um 20 Uhr mit einem Tandemvortrag im Museum Behnhaus Drägerhaus (Königstraße 9-11) dabei. Anhand des Werkes „Landstraße im Winter bei Mondschein“ von Carl Blechen versetzen wir uns zurück in das Jahr 1829 und erfahren mehr über die Zeit des Künstlers und seine Malerei. Dabei schlagen wir immer wieder Brücken zum heutigen Wissen der Astronomie, indem wir Fragen beantworten, deren Antwort die Menschen damals noch nicht kannten: „Was ist der Mond?“, „Wie ist er entstanden?“, „Was sind das für Schatten auf der Oberfläche?“, …. Kommen Sie vorbei und fragen Sie mit. 

Weitere Information zur Lübecker Museumsnacht finden Sie auf der offiziellen Homepage Lübecker Museumsnacht 2024 – Lübecker Museen – Die Lübecker Museen (die-luebecker-museen.de)

Ein Komet zum neuen Jahr

Der Komet mit dem kryptischen Namen C/2022 E3 (ZTF) hat das Potential das Jahr 2023 mit einem astronomischen Highlight einzuläuten.

Bennung von Kometen

Der Name setzt sich zusammen aus „C“ als Kennzeichnung eines nichtperiodischen Kometen, „2022“ für das Jahr der Entdeckung, „E“ steht für die Entdeckung in der ersten März-Hälfte und „3“ sagt aus, dass es das dritte Objekt war, dass im entsprechenden Zeitraum entdeckt wurde. Als zusätzliches Kürzel wird (ZTF) verwendet. Dies weist auf den Entdecker hin. In diesem Fall ist es die „Zwicky Transient Facility“, eine Weitfelduntersuchnung des Himmels, die das Samuel-Oschin-Teleskop am Palomar Observatory in Kalifornien, USA nutzt. Weitere Informationen zur Benenneung finden sich auf der Webseite der IAU (International Astronomical Union) im Bereich „Naming of Astronomical Objects“.

Aktuelle Sichtbarkeit

Aktuell ist der Komet am besten in den frühen Morgenstunden am Nordost-Horizont zu sichten. Er befindet er sich zurzeit im Sternbild nördliche Krone. Seine derzeitige Helligkeit beträgt etwa zwischen 8. und 9. Größenklasse (je nach Angabe) und ist somit nur mit Teleskopen beobachtbar, oder mit viel Erfahrung auch in lichtstarken Ferngläsern.

Bild: Der Komet im Dezember mit Magnitude (Cartes du Ciel)
Entwicklung der Morgensichtbarkeit (Stargazers Almanac for Windows)

Die Weihnachtstage

Über die Weihnachtstage wird sich seine Sichtbarkeit zunehmend verbessern. Am Weihnachtswochenende steht der Komet bereits 40° über dem Nordost-Horizont und seine Helligkeit wird vermutlich bei etwa 8,5m liegen, zumindest deutlich unter 9,0m. Zum Sylvesterwochenende wird er dann noch ordentlich an Höhe zulegen und bei etwa 50° landen. Seine Helligkeit wird sich zunehmend verbessern.

Im Janaur

Ab Anfang Januar wird der Komet dann seine Bewegung beschleunigen und im zweiten Drittel das Sternbild Drache durchqueren, bis er Ende Januar am Sternbild kleiner Bär vorbeizieht und ins Sternbild Giraffe eintritt. Am 12. Januar 2023 wird das Perihel, also der kürzeste Abstand zur Sonne erreicht. Zu diesem Zeitpunkt ist C/2022 E3 (ZTF) zirkumpolar, dass heißt, so dicht am Polarstern, dass der Komet die ganze Nacht über sichtbar bleibt.

Die Komentanbahn im Januar 2023 mit Magnitude (Cartes du Ciel)

Bester Beobachtungszeitraum

Einer der günstigsten Beobachtungszeiträume für die ganze Nacht werden die Tage um den Neumond im Januar sein, also dem 20.01.2023. Zwar erreicht der Komet sein Helligkeitsmaximum bei der größten Annährung an die Erde am Abend des 01.02.2023 jedoch herrscht zu diesem Zeitpunkt schon fast Vollmond. Für kürzere Beobachtungen können mittels Planetariumsoftware immer wieder Phasen ohne störendes Mondlicht gefunden werden. 

Entwicklung der Abendsichtbarkeit (Stargazers Almanac for Windows)
Entwicklung der Sichtbarkeit 22Uhr (Stargazers Almanac for Windows)

Im Februar

Ab Mitte Februar wird der Komet dann zügig über die Sternbilder Fuhrmann und Stier wieder abziehen. Seine Höhe über dem Horizont und die Helligkeit werden ebenfalls recht zügig abnehmen, bis er sich in die Unsichtbarkeit verabschiedet. Im März wird C/2022 E3 (ZTF) wahrscheinlich nur noch mit Teleskopen beobachtbar sein und im Verlauf des April wird er wohl auch für die meisten Amateurteleskope unbeobachtbar werden.

Helligkeitskurve für C/2022 E3 (ZTF) (Prognose – Stargazers Almanac for Windows)

Gemäß sehr optimistischer Prognosen könnte der Komet eine Helligkeit von bis zu 4,8 m erreichen und hätte somit – guter Himmel und einige Erfahrung vorausgesetzt – die Grenze zur Freisichtigkeit erreicht. Konservativere Prognosen sehen C/2022 E3 (ZTF) eher im Bereich von 5. bis 6. Größenklasse, immerhin noch ein schönes Fernglasobjekt.

Diverse Fachgruppen beobachten diesen Schweifstern seit einer Weile und stellten fest, dass sich bereits einige kometentypische Merkmale herausbilden. Wie sich der Himmelskörper letztendlich entwickeln wird, bleibt abzuwarten. Kometen sind recht unstete Himmelsobjekte im Sonnensystem. Oft enttäuschen sie, manchmal entwickeln sie sich gemäß Prognose, und ab und an überraschen sie auch.

Wir warten ab und hoffen auf “clear skies“.