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Wir sind eingezogen!

Da die Corona-Beschränkungen der Landesregierung weiter gelockert wurden, konnten wir an diesem Wochenende endlich in unsere Vereinsräume in der neuen Sternwarte einziehen!

Wie schon bei den Renovierungsarbeiten fanden sich wie selbstverständlich genügend Vereinsmitglieder, die gerne mit angepackt haben. So konnten wir an einem Vormittag das Zwischenlager für unsere Möbel und unser Material komplett auflösen und in die neue Sternwarte einziehen.

Viele Hände – schnelles Ende! Unser Einzug im Zeitraffer.

Die Kernfunktion der neuen Küche – Kaffeebereitstellung – hat bereits einen ersten Stresstest bestanden.

Vielen Dank allen fleißigen Helferinnen und Helfern!

Wie geht es jetzt weiter?

Der Bau des Turmes schreitet ebenfalls voran. Davon ist jedoch am Standort der Sternwarte nichts zu sehen. Die Kuppel steht kurz vor der Fertigstellung bei Baader Planetarium. Die Betonteile des Turmes werden ebenfalls bereits beim Bauunternehmer gefertigt. In der nächsten Baubesprechung mit der Stadt werden wir einen aktuellen Zeitplan erhalten. Bis jetzt gehen wir davon aus, dass der Turm bis Ende des Jahres 2020 errichtet wird.

In den nächsten Wochen und Monaten werden wir unser Vereinsleben nach und nach wieder aufnehmen.

Freitags abends ab 19:00 wird die Sternwarte von nun an wieder regelmäßig besetzt sein. Vereinsmitglieder sind herzlich willkommen!

Der nächste ASL Klönschnack am 05. August 2020 wird zum ersten Mal in den neuen Vereinsräumen stattfinden.

Bis Ende des Jahres werden wir das neue Konzept zum Betrieb der Sternwarte ausrollen, Material und Ausrüstung sortieren, aktualisieren und vorbereiten, und unsere Vereinsmitglieder entsprechend schulen.

Und wann wird die neue Sternwarte für alle eröffnet?

Die offizielle Eröffnungsfeier wird im Frühjahr 2021 stattfinden.

Ab dann werden wir wieder regelmäßig für Sie da sein mit öffentlichen Vorträge und Beobachtungen für Jung und Alt!

Wir freuen uns auf Sie!

Komet Neowise und leuchtende Nachtwolken über der Lübecker Bucht

In der gestrigen Nacht von Freitag auf Samstag durften wir ein spektakuläres Panorama von leuchtenden Nachtwolken und Komet Neowise C/2020 F3 am Nachthimmel bewundern!

Einige Vereinsmitglieder des ASL e.V. hatten sich spontan zum gemeinsamen Beobachten am Brodtener Steilufer verabredet, andere zogen alleine los auf “Kometenjagd”. Dabei entstanden eindrucksvolle Fotos und Zeichnungen.

Eine Auswahl von Bildern des Kometen unserer Vereinsmitglieder

Da der Komet bei zunehmender Dunkelheit bereits mit bloßem Auge gut erkennbar ist, benötigt man für ein Kometenfoto keine besondere Astro-Ausrüstung. Eine normale Kamera mit Weitwinkel-Objektiv für ein Panorama oder mit einem einfachen Teleobjektiv auf Stativ ohne Nachführung reichen bereits aus. Sogar mit manchen Smartphones können bereits sehr schöne Bilder gelingen, wie wir in der Galerie zeigen. Für sehr lange Belichtungszeiten bei langen Brennweiten wird jedoch eine Nachführung nötig.

Die Galerie wird ständig aktualisiert, solange der Komet sichtbar bleibt.

Beobachtungstipps und Aufsuchhilfe für Lübeck und Umgebung

Geeignete Beobachtungsstandorte mit besonders wenig Lichtemissionen finden sich an der Küste von Mecklenburg-Vorpommern mit diversen Erhebungen entlang der Strecke von Dassow – Kalkhorst – Boltenhagen.

Der Komet steht am Mittwoch, 15.07.2020 23:50 auf 13° NNW und am 22.7.2020 um 0:20 auf 17° ebenfalls NNW.
Weitere aktuelle Infos und Aufsuchhilfen finden Sie auch auf der Seite von The Sky Live.

Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir wegen der aktuellen Corona-Beschränkungen keine öffentliche gemeinsame Beobachtung anbieten können.

Komet Neowise mit blossem Auge sichtbar

Komet Neowise beschert uns derzeit einen seltenen Anblick am Himmel. Denn bei uns im Norden ist wieder ein Schweifstern mit bloßem Auge zu beobachten!

Allerdings müssen wir dafür noch sehr früh aufstehen. Kurz vor Sonnenaufgang, zwischen 3:00 und 4:30 Uhr, ist der Komet derzeit in niedriger Höhe über dem nordnordöstlichen Horizont im Sternbild Fuhrmann zu beobachten. Damit die Beobachtung gelingt, benötigt man daher einen möglichst hohen Standort mit freier Horizontsicht nach Nordosten.

Bis Ende Juli wird der Komet immer früher aufgehen und höher über den Horizont steigen. Ab dem 13. Juli wird NEOWISE daher schon am Abendhimmel zu sehen sein. Die Helligkeit des Schweifsterns wird im Laufe des Monats jedoch abnehmen, so dass er irgendwann nur noch mit optischen Hilfsmitteln wie einem Feldstecher oder einem Teleskop zu beobachten sein wird.

Kometen sind sehr alte Objekte aus den Anfängen unseres Sonnensystems. Sie bestehen aus Eis, gefrorenen Gasen, Staub und Gesteinsbrocken und werden daher oft auch als “schmutzige Schneebälle” bezeichnet. Nähert sich ein Komet der Sonne, sublimieren Gas und Wasser durch Erwärmung. Dadurch werden auch die mit ihnen verbundenen festen Partikel freigesetzt und bilden eine Wolke um den noch festen Kometenkern. Während ein Kometenkern meist nur wenige Kilometer durchmisst, kann diese Koma genannte Wolke einen Durchmesser bis zu 100.000 Kilometern erreichen. Durch die Einflüsse des Sonnenwindes bildet sich aus der Koma der Kometenschweif aus, der bis zu 100 Millionen Kilometer lang werden kann und immer von der Sonne weg zeigt. Je weiter sich der Komet wieder von der Sonne und ihrem Einfluss entfernt, desto schwächer wird sein Schweif.

Der Komet C/2020 F3 (NEOWISE) wurde erst am 27. März 2020 vom NASA Weltraumteleskop WISE entdeckt. Er durchlief seinen sonnennächsten Punkt (Perihel) am 3. Juli 2020 und ist von der Erde derzeit ca. 160 Millionen Kilometer entfernt. Am 23. Juli 2020 wird NEOWISE seine größte Erdnähe mit 0,69 AU (103 Millionen km) erreichen. Danach wird der langperiodische Komet wieder in die Tiefen des Alls verschwinden und uns erst in ca. 5000 bis 7000 Jahren wieder beehren.

Hoffen wir also auf wolkenfreie Sicht in den nächsten Tagen!

Komet C/2020 F3 NEOWISE
Diese eindrucksvolle Aufnahme des Kometen C/2020 F3 NEOWISE entstand in Kalifornien, USA am 07.07.2020 um 4:29 Uhr (PDT). Verwendet wurde eine Canon EOD 5D Mark IV mit EF 200 mm Objektiv. (Urheber: Landers; Lizenz: Creative Commons)

Beobachtungstipps und Aufsuchhilfe für Lübeck und Umgebung

Geeignete Beobachtungsstandorte mit besonders wenig Lichtemissionen finden sich an der Küste von Mecklenburg-Vorpommern mit diversen Erhebungen entlang der Strecke von Dassow – Kalkhorst – Boltenhagen.

Der Komet steht am Mittwoch, 15.07.2020 23:50 auf 13° NNW und am 22.7.2020 um 0:20 auf 17° ebenfalls NNW.
Weitere aktuelle Infos und Aufsuchhilfen finden sie auch auf der Seite von The Sky Live.

Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir wegen der aktuellen Corona-Beschränkungen keine öffentliche gemeinsame Beobachtung anbieten können.

Eine Auswahl von Bildern des Kometen unserer Vereinsmitglieder

Die Galerie wird ständig aktualisiert, solange der Komet sichtbar bleibt.

Warten auf den Einzug

Obwohl unsere neuen Vereinsräume nun seit Wochen frisch renoviert und bezugsfertig sind, konnten wir immer noch nicht einziehen. Die Corona-Schutzmaßnahmen haben uns leider einen Strich durch die Rechnung gemacht. Selbst interne Veranstaltungen wie unsere Vereinsabende konnten nicht stattfinden, da wir ein Teilnehmerkreis von mehr als zehn Personen sind. Immerhin gab es ein virtuelles Ersatztreffen, doch nichts kann den persönlichen Austausch vor Ort ersetzen.

Wir warten nun auf die nächsten Lockerungsmaßnahmen der Landesregierung. Sobald sich mehr als 20 Personen aus verschiedenen Haushalten wieder treffen dürfen, werden wir endlich einziehen und unsere Vereinsaktivitäten wieder aufnehmen! Wir hoffen auf einen Einzugstermin Ende Juli, und eine Wiederaufnahme unserer öffentlichen Vorträge nach den Sommerferien 2020.

Auch auf der Baustelle für den neuen Beobachtungsturm gab es leider Verzögerungen, und die Grundsteinlegung ist noch nicht erfolgt. Die Stadt Lübeck hat jedoch nun eine Baufirma gefunden, die den neuen Beobachtungsturm voraussichtlich bis Dezember 2020 fertigstellen wird.

Damit steht nun auch fest, dass die feierliche Eröffnung der neuen Sternwarte erst 2021 stattfinden wird.

Hier können Sie trotzdem schon einen Eindruck unserer neuen Räume erhalten.

Katalog mit 91 Zeichnungen der Messier-Objekte an den Vorstand übergeben

Aus der Fachgruppe “Visuelle Beobachtung”

Am 7. März 2020 übergab Herr Frank Pultar, Leiter der Fachgruppe “Visuelle Beobachtung” innerhalb des ASL e.V., einen Ordner mit Zeichnungen der Objekte des Messier-Katalogs an Herrn Oliver Paulien, Vorsitzender des ASL e.V.

Die Fachgruppe “Visuelle Beobachtung” ist ein Zusammenschluss von ASL-Mitgliedern, die den Schwerpunkt ihres Hobbys in der visuellen Beobachtung astronomischer Objekte sehen. Die klassische, direkte Beobachtung mit den Augen am Okular des Teleskops beschert unvergessliche Nächte unter freiem Himmel. Der Wunsch nach Austausch der gemachten Erfahrungen aus diesen Beobachtungen war einer der Auslöser für die Gründung der Fachgruppe “Visuelle Beobachtung” vor ca. 7 Jahren. Weitere Informationen zur Fachgruppe finden Sie auf der Homepage des ASL unter “Über uns”►“Fachgruppe Visuelle Beobachtung“.

Bereits kurz nach Gründung der Fachgruppe wurde mit dem Zeichnen der beobachteten astronomischen Objekte gestartet. Vor der Nutzung der Fotografie im Rahmen der Astronomie war die Erstellung von Zeichnungen die Methode der wissenschaftlichen Dokumentation dessen, was mit dem Teleskop erkennbar war. Bereits Galileo Galilei erstellte kurz nach Erfindung des Teleskops Darstellungen der Mondoberfläche für sein wissenschaftliches Buch “Sidereus Nuncius”, erschienen 1610. Für den Hobbybeobachter ist ein Vorteil des Zeichnens am Teleskop auch heute noch die Tatsache, dass das Beobachtungserlebnis intensiver ist. Durch das Erstellen von Zeichnungen achtet der Beobachter stärker auf Details des beobachteten astronomischen Objekts als dies sonst der Fall wäre. Mit wachsender Übung wird der Beobachter anhand der Zeichnungen auch feststellen, dass sein „Beobachtungsgeschick“ wächst. Und noch einen Vorteil bietet das Zeichnen. Das, was ein Beobachter bei der nächtlichen Beobachtung erkennen kann, hängt von verschiedenen Faktoren ab: unter Anderen vom Typ des Teleskops, Wetterbedingungen, Luftbewegung, eventuell störenden menschlichen Lichtquellen. Mit Hilfe der Zeichnungen können die Fachgruppen-Beobachter vergleichen, wie sie jeweils ein bestimmtes Objekt unter unterschiedlichen Bedingungen gesehen haben.

Sehr früh entstand in der Fachgruppe die Idee die Objekte des Messier-Katalogs zu zeichnen. Der Katalog des französischen Astronomen Charles Messier (1730 – 1817) ist seit über 200 Jahren die populärste Zusammenstellung astronomischer Objekte jenseits unseres Sonnensystems. Der Katalog enthält 4 Planetarische Nebel, 6 Galaktische Nebel, 28 Offene Sternhaufen, 29 Kugelsternhaufen, 40 Galaxien, sowie 3 sonstige Objekte (Milchstraßenwolke, optische Sterngruppen).

Vor einem guten Jahr stand in der Fachgruppe die Frage im Raum: wie wäre es, aus den Zeichnungen einen Katalog aller Messier Objekte zu erstellen. Der Vorschlag kam gut an, und so wurde beschlossen, zum nächsten Treffen alle Zeichnungen zusammenzutragen, um zu sehen wie viele der Objekte denn schon gezeichnet worden sind. Es waren 91 der 110 Messier Objekte. Nach einigen Diskussionen wurden folgende Kriterien für den Katalog festgelegt:

  1. als einheitliches Format sollen die “Steckbriefe” verwendet werden (siehe Beispiel eines Steckbriefs)
  2. wenn möglich sollen 2 unterschiedliche Zeichnungen eines Objektes ausgewählt werden
  3. ein stabiler Ordner mit Klarsichtfolien soll die Zeichnungen aufnehmen
  4. der Katalog wird dann in der neuen Beobachtungskuppel Besuchern eine Vorstellung davon geben, was sie beim Blick durchs Teleskop erwartet
Beispiel eines “Steckbriefs”

Im Laufe der folgenden Treffen wurden dann alle Zeichnungen ausgewählt, die in den Katalog aufgenommen werden sollen. Der Kassenwart genehmigte die Gelder um die benötigten Materialien für unser Projekt anzuschaffen. Nachdem alle Zeichnungen ausgedruckt waren, wurde der Messier Katalog auf der Jahreshauptversammlung des ASL am 7. März 2020 an den Vorstand übergeben.

Die noch fehlenden 19 Zeichnungen werden so bald als möglich in den Katalog aufgenommen.

Eine Astrozeichnung stellt das beobachtete Objekt genau so dar wie ein menschlicher Beobachter es am Teleskop sieht. Die von der Fachgruppe erstellte Sammlung von Zeichnungen soll dazu dienen, Besuchern der neuen Sternwarte beispielhaft zu zeigen, was für einen Anblick sie durch das Teleskop der Sternwarte erwarten dürfen.



Der Kugelsternhaufen M 14 im Sternbild Schlangenträger (Ophiuchus)

Die Mitglieder der Fachgruppe “Visuelle Beobachtung” werden sich künftig, sobald es die geltenden Maßnahmen zur Eindämmung des Corona Virus erlauben werden, wieder regelmäßig in den Räumen der neuen Sternwarte treffen. Interessenten an der Tätigkeit der Fachgruppe sind nach vorheriger Anmeldung bei Herrn Pultar zu diesen Treffen herzlich eingeladen.

Das Sternbild Caelum – Grabstichel

Herkunft, Mythologie, Beobachtungshinweise

zusammengestellt von E.-Günter Bröckels

1 Der Name

Diese Sternbildbeschreibung befasst sich mit einem weiteren neuzeitlichen Sternbild, welches am südlichen Sternenhimmel von dem französischen Astronomen Nicolas Louis de Lacaille auf einer ersten Karte des südlichen Sternenhimmels im Jahre 1756 angesiedelt wurde. Er belegte einige Regionen des südlichen Sternhimmels, die noch nicht benannt waren, mit Sternbildnamen. Im Gegensatz zu den klassischen Sternbildern, die nach mythologischen Gestalten und Gegenständen benannt sind, trugen seine Konstellationen meist die Namen von technischen Errungenschaften und Erfindungen seiner Zeit. Der ursprüngliche Name lautete Caela Sculptoris (die Grabstichel des Bildhauers). Der Grabstichel hat also nichts mit Gräbern, Friedhöfen und Gartenarbeit zu tun, sondern stellt ein Gravierwerkzeug dar, das früher, und in Künstlerkreisen bis in die heutige Zeit, zur Anfertigung von Kupfer- oder Stahlstichen oder auch zum Ziselieren von Gegenständen verwendet wurde bzw. wird. Zu Lacailles Zeiten hatte das Werkzeug, welches auch unter den Bezeichnungen Stichel, Zeiger, Burin, Sculper oder Scorper geführt wurde, außerdem enorme Bedeutung beim Erstellen von Druckplatten erlangt: Denn bildliche Darstellungen waren für wissenschaftliche Buchtitel und zur besseren Verständlichmachung von Texten von großer Bedeutung.

Bild 01: Verschiedene Grabstichel . . . . . . . . . . . . .. . . . . . . . . . .Bild 02: Grabstichel im Detail

Der Grabstichel hat einen hölzernen Handgriff und wird fast immer unmittelbar von Hand bewegt und nicht mit einem Hammer geschlagen. Der Handgriff ist in der Regel birnenförmig ausgeprägt, um einen festen Griff zu ermöglichen. Das der Schneide zugewandte Ende des Griffs ist abgeplattet, damit die Finger der Vorwärts- oder Abwärtsbewegung nicht hinderlich sind. Die Schneide ist typischerweise zwischen 8 und 11 cm lang und aus gehärtetem Stahl. Der Querschnitt ist je nach Anwendung unterschiedlich ausgeprägt. Die scharfe Klinge besteht aus der Kappe oder Schild genannt und der nach unten gekehrten Bahn, die mit der Kappe zusammentrifft und dadurch die Schneide ergibt.

Mit Entwicklung des Kupfer-, Stahl- und Holzstichs wurde der Grabstichel schnell zu einem bevorzugten Werkzeug für Künstler und sonstige Bearbeiter dieser Werkstoffe. Er gehörte zur Standardausstattung spätmittelalterlicher Werkstätten und ist auch heute noch in Gold- und Silberschmieden zu finden.

In der Frühen Neuzeit gehörte der Stichel bei Inquisitions- und Hexenprozessen zum Instrumentarium der „peinlichen Befragung“; ob auch ein Einsatz als allgemeines Folterinstrument erfolgte, ist nicht erwiesen; in mehreren Fällen ist in Prozessakten jedoch überliefert, dass die Angeklagten erst nach Androhung des „Stichelns“ Geständnisse abgaben.

Auch erhofften sich die die Verbreitung solcher Darstellungen von Folter und Hinrichtungen beauftragenden jeweiligen Städte eine abschreckende Wirkung auf die Zuwanderung Krimineller.

Eine authentische Darstellung von Foltermethoden findet sich in der österreichischen Constitutio Criminalis Theresiana, der Peinlichen Gerichtsordnung der Kaiserin Maria Theresia von 1769. Darin werden in zwei Anhängen die Foltergeräte und -methoden mit pedantisch genauen Gebrauchsanweisungen so dargestellt, wie sie bis dahin in Wien und Prag gebräuchlich waren.

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/ab/Theresiana-Titel.jpg
Bild 03: Peinliche Gerichtsordnung Österreichs zu Zeiten Maria Theresias

Für die verschiedenen Arbeiten sind früher verschiedene Bezeichnungen üblich gewesen oder zum Teil heute noch üblich: der Grabstichel im engeren Sinne wurde ausschließlich für Kupfersticharbeiten benutzt, der Messerzeiger oder Onglette ist im Querschnitt scharf keilförmig, die Schneide des Keils ist die Bahn und bildet mit der dreieckigen Kappe eine sehr scharfe Spitze. Weitere Ausführungen sind Spitzstichel, Flachstichel, dreieckiger Stichel, Boltstichel, Rundstichel, Ovaler Stichel und Fadenstichel.

2 Das Sternbild

Caelum     Genitiv: Caeli     Abk.: Cae     dt.: Grabstichel

Der Grabstichel ist ein unauffälliges Sternbild südlich des Hasen (Lepus) und östlich des ausgedehnten Eridanus. Vier Sterne bilden eine gekrümmte Linie. Nur zwei Sterne sind heller als die 5. Größenklasse. Von Deutschland aus kann nur der nördlichste Teil des Sternbildes im Dezember bei klarer Horizontsicht gesehen werden. Sein nur 185 Quadratgrad großes Himmelsareal erstreckt sich in RA von 4h19m32s bis 5h05m01s und in Dec von -48°44´18“ bis hinauf nach -27°01`30“ und ist somit erst ab 41° nördlicher Breite südwärts vollständig sichtbar. Es wird umgeben von Norden im Uhrzeigersinn von den Sternbildern Lepus, Eridanus, Horologium, Dorado, Pictor und Columba.

2.1 Die Sterne

Das Sternbild Caelum enthält aufgrund seiner südlichen Lage keine Sterne mit Flamsteed-Bezeichnungen, da John Flamsteed nur von London bzw. Greenwich aus beobachtete und katalogisierte. Weil es ein neuzeitliches und zudem aus lichtschwachen Sternen  < 4. Größe bestehendes Sternbild ist, haben die Sterne auch keine historischen Eigennamen.

Bild 04: Das Sternbild Caela Scalptoris nach Abbé de Lacaille

α Cae  ist ein 4m45 heller Zwergstern der Spektralklasse F2V mit einem blauweißen Licht von einer rund 7000 K heißen Sternoberfläche, welches von der Position RA 04h40m34s / Dec -41°51´49“ nach neueren Untersuchungen aus 2007 über eine Entfernung von 65,67 Lichtjahren zu uns kommt. In einem Abstand von 6,6 Bogensekunden vom Hauptstern befindet sich ein lichtschwacher brauner Zwerg als Begleiter, welcher der 13. Größenklasse und der Spektralklasse M0.5V zugehörig ist. Um das System zu beobachten benötigt man ein mittleres Teleskop.

β Cae ist ein 5m04 heller Unterriese der Spektralklasse F3V. Sein bläulich-weißes Licht kommt von der Position RA 04h42m03s / Dec -37°08´39“ über ca. 94 Lichtjahre zu uns.  Beta Caeli markiert im Sternbild etwa die Verbindungsstelle von Griffstück und Stichel.

γ Cae ist ein 4m55 heller roter Riese der Spektralklasse K2III in ca. 186 Lichtjahren Entfernung. Gamma Caeli ist der nördlichste der helleren Sterne in diesem Sternbild und ein optischer Doppelstern. γ1 Cae wird scheinbar in 2“9 Abstand von γ2 Cae, einem 6m32 hellen Stern der Spektralklasse F1II begleitet. In Wirklichkeit steht dieser Stern 321 Lichtjahre tief im Raum. γ2 Cae ist selbst ein Binärsystem mit einem 8m1 hellen Begleiter. Wenn man den 2m6 hellen Stern Alpha im Nachbarsternbild Columba  erkennen kann, kann man versuchen, Gamma Caeli 7,3° östlich davon aufzuspüren. Er markiert im Sternbild das birnenförmige Griffstück.

δ Cae markiert als südlichster der helleren Sterne im Sternbild die Stichelspitze mit einer noch mit bloßem Auge wahrnehmbaren Helligkeit von 5m07. Sein blaues Licht kommt von der 21.000 K heißen Oberfläche eines B3V-Unterriesen von der Position RA 04h30m50,1s / Dec -44°57´13,5“ über eine Distanz von 700 +/- 30 Lichtjahren zu uns.

RR Caeli ist ein Doppelstern im Sternbild Caelum auf der Position RA 04h21m05s / Dec -48°39´07“. Er ist ungefähr 66 Lichtjahre von der Erde entfernt und wurde erstmals 1955 von Jacob Luyten mit dem Namen LFT 349 bezeichnet. Er wurde 1979 als Bedeckungsveränderlicher identifiziert und weist eine Grundgröße von 14m36 auf, die alle 7,2 Stunden für ein Intervall von etwa 10 Minuten, aufgrund der totalen Bedeckung des helleren Sterns durch den schwächeren verursacht wird. Seine Variabilität in der Helligkeit führte dazu, dass er im Jahr 1984 die Sternbezeichnung RR Caeli erhielt. Dieses Sternensystem besteht aus einem roten Zwerg des Spektraltyps M6 mit 3100 K Oberflächentemperatur und einem weißen 7500 K heißen Zwerg, die sich alle 7,2 Stunden umkreisen. Der rote Zwerg hat nur 18% der Sonnenmasse, während der weiße Zwerg 44% Sonnenmasse hat.  Der rote Zwerg befindet sich in einer gebundenen Rotation mit dem weißen Zwerg, was bedeutet, dass es dem schwereren Stern immer dieselbe Seite zeigt wie zum Beispiel unser Mond der Erde. Das System ist auch ein Post-Common-Envelope-Binärsystem, denn der rote Zwergstern transferiert Material auf den Weißen Zwerg. In ungefähr 9-20 Milliarden Jahren wird RR Caeli aufgrund der allmählichen Verkürzung der Periode wahrscheinlich zu einem kataklysmischen variablen Stern werden, was zu einer zunehmenden Übertragung von Wasserstoff an die Oberfläche des Weißen Zwergs führt.

2.2 Deep-Sky-Objekte

NGC 1679,  eine mit 11m4 scheinbarer Helligkeit leuchtende Balkenspiralgalaxie, ist das einzige „bekanntere“ Deep-Sky-Objekt im Sternbild Grabstichel. Sie wurde im Jahre 1835 am 18. November von John Herschel auf der Position RA 04h49m552 / Dec -31°57´53“ entdeckt. Sie hat eine Winkelausdehnung von 2,7´x 2,0´ bei einer Entfernung, für die das Licht bis zu uns 49 Millionen Jahre braucht. Vom Hubble-Teleskop gibt es eine Aufnahme dieser Balkenspiralgalaxie. NGC 1679 liegt ca. 4,5° nordwestlich von Gamma Caeli.

Bild 05: NGC 1679

2.3 Sonstiges

Bild 06: Karte des Sternbilds Grabstichel

Literaturhinweise:

  • Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften       O. Lueger
    • Folterwerkzeuge und ihre Anwendung 1769      L. A. Veitmeyer
    • Internet z.B. Wiktionary                                                   div. Autoren
    • Internet z.B. Wikipedia                                                      div. Autoren
    • www.astronomie.de                                                             div. Autoren
    • Sternbilder von A bis Z                                                       A. Rükl
    • Buch der Sterne                                                                      Guinness

Quellenangaben zu den Abbildungen:

  • Bild 01: kein Nachweis, Internet Verkaufsangebot bei ebay
  • Bild 02: Burin Sculper  wikipedia.org/wiki/Grabstichel (Werkzeug)  Postelwijn
  • Bild 03: wikipedia.org/wiki/Constitutio_Criminalis_Theresiana
  • Bild 04: de.wiktionary.org Caelum
  • Bild 05: cgs.obs.carnegiescience.edu NGC 1679
  • Bild 06: Wikimedia Commons, the free media repository Caelum constellation map.png

Die Serie der Sternbildbeschreibungen wird fortgesetzt.

ASL Klönschnack am 06.05.2020 findet online statt

Da noch Versammlungsverbot herrscht, unser Vereinsleben aber nicht Corona zum Opfer fallen soll, wollen wir den nächsten Astro-Abend einmal online versuchen.

Als Plattform haben wir Zoom ausgewählt. Hier ist eine Teilnahme per Telefon, Smartphone oder Computer möglich. Man muss keine Software oder Apps downloaden, sondern kann sich direkt per Meeting-ID und Passwort anmelden und am Astro-Abend teilnehmen.

Alle, die per PC oder Smartphone teilnehmen, können ergänzend zum gesprochenen Wort auch Bilder, Videos oder Präsentationen auf dem Bildschirm sehen.

Knud wird eine kurze Anleitung für alle schreiben und spätestens bis Mittwochmittag an den ASL-Verteiler zusammen mit den Zugangsdaten zum Astroabend verschicken, der wie gewohnt um 19:00 Uhr startet.

Wir hoffen, euch auf diese Weise einmal wiederzusehen!

Anschließend könnt ihr gerne Euer Feedback in unserem internen Forum hinterlassen.

Aktualisierung 06.05.2020: Im internen Forum findet ihr ebenfalls Knuds Kurzanleitung.

Corona Borealis – Die Nördliche Krone

Das Wort „Corona“ ist in diesen Tagen in aller Munde. Es ist zum Synonym geworden für ein Virus, das derzeit die Menschen weltweit bedroht.

In der Astronomie ist es aber seit langem bekannt. „Corona“ stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „Kranz“ oder „Krone“. Am Nachthimmel gibt es gleich zwei Sternbilder mit diesem Wort: „Corona Borealis“ – Die Nördliche Krone, und ihr Gegenstück am Südhimmel „Corona Australis“ – Die Südliche Krone. Während die Südliche Krone in unseren Breiten nicht zu sehen ist, ist die Nördliche Krone ein klassisches Frühlingssternbild auf der Nordhalbkugel.

Die Nördliche Krone ist ein relativ kleines, aber markantes Sternbild. Es stellt nach der griechischen Mythologie die mit Edelsteinen besetzte Krone der Ariadne dar. Je nach Sichtverhältnissen lassen sich sechs bis sieben Sterne als Halbkreis mit bloßem Auge ausmachen.

Das Sternbild Corona Borealis – Nördliche Krone ist im April gegen 22:00 Uhr im Osten zu finden.

Diese schwierige Zeit verlangt, dass wir getrennt bleiben von Familie, Freunden, Bekannten. Gemeinsames ist rar in diesen Tagen. Wir alle aber sehen denselben Nachthimmel und dieselben Sterne. Bitte bleiben Sie wann immer möglich zu Hause, solange diese Krise andauern mag.

Und vor allem – bitte bleiben Sie gesund!

Bis auf weiteres Keine Veranstaltungen des ASL e.V.

Die aktuelle Pandemie mit dem Corona-Virus SARS-CoV2 erfordert es leider, öffentliche Veranstaltungen und Zusammenkünfte bis auf Weiteres auszusetzen, um die Verbreitungsgeschwindigkeit des Virus zu hemmen.

Daher findet der ASL-Klönschnack-Abend am 01.04.2020 NICHT statt!

Ebenso abgesagt ist das Fachgruppentreffen am 11. April 2020.

Nutzt stattdessen gerne unser internes Forum zum Austausch über astronomische oder Vereins-Themen!

Wer will fleißige Handwerker sehen…

… der muss zu den Sternfreunden gehen!

Am vergangenen Wochenende trafen sich viele fleißige Helfer aus den Reihen des ASL e.V., um bei der Renovierung unserer neuen Vereinsräume tatkräftig mit anzupacken.

Vom Frühstück bis zum Nachmittag wurde Samstag und Sonntag mit vereinten Kräften gespachtelt, geschliffen, abgeklebt, grundiert und gestrichen. Natürlich wurde dabei auch viel geneckt, genascht und gelacht. Insgesamt kamen so schätzungsweise 140 Arbeitsstunden zusammen!

Vielen Dank an dieser Stelle noch einmal allen Helfern!

Der Fortschritt kann sich sehen lassen, doch werden wir wohl noch mindestens ein Power-Wochenende brauchen, um mit dem kompletten Anstrich fertig zu werden.

Wer am nächsten Wochenende, 8./9.02.2020, noch helfen möchte, ist herzlich willkommen!

Meldet euch bitte kurzfristig bei Knud oder Olli, um zu erfahren, wann wir uns treffen und welches Material ggf. noch benötigt wird.